Lapinporokoira - Rassebeschreibung
Weitere Namen: Lappländischer Rentierhund, Finnischer Lapplandhirtenhund, Finnish reindeer herder, Lapponian Vallhund
Ursprungsland
Finnland
Verwendung
Hütehund für Rentiere
Größe
♂: 48 - 54 cm
♀: 43 - 50 cm
Gewicht
ca. 15 - 20 kg
Lebenserwartung
bis 12 - 15 Jahre
Aussehen der Lapinporokoira
Der Lapinporokoira ist ein mittelgroßer Hund, der in der Struktur und dem Aussehen sportlich und muskulös wirkt, ohne dabei schwerfällig zu sein. Die Rasse ist länger als hoch, mit einem deutlich gewinkelten Körperbau und mittellangem, drahtigem Doppelfell, das effektiv vor Kälte und Feuchtigkeit schützt. Die Widerristhöhe liegt bei Rüden zwischen 48 und 54 cm und bei Hündinnen zwischen 43 und 50 cm. Die Fellfarben variieren zwischen verschiedenen Braun-, Grau- und Schwarztönen, wobei auch Black & Tan oder Brown & Tan zulässig sind. Weiße Abzeichen an Hals, Brust und Läufen sind erlaubt.
Geschichte & Herkunft der Lapinporokoira
Frühe Ursprünge und Rassenentwicklung
Die Geschichte des Lapinporokoira ist eng mit der Entwicklung der nordischen Spitzrassen verknüpft. Ursprünglich von den finnisch-urgischen Jägervölkern in der Taiga von Skandinavien bis Sibirien gehalten, dienten diese Hunde zunächst als Jagdhunde für Rentiere und Beschützer ihrer Menschen. In der Bronzezeit wurden sie vermutlich mit Hütehunden der Wikinger und russischen Jagdhunden gekreuzt, was im Zusammenhang mit der Domestikation des Rentiers stand.
Besonders die Sami, ein naturverbundenes Volk der Rentierhalter, prägten die Entwicklung des Lapinporokoira. Sie benötigten einen Hund, der große Rentierherden auf langen Wanderungen bei jedem Wetter begleiten und zusammenhalten konnte. Diese Hunde zeichneten sich durch enorme Ausdauer, Einsatzbereitschaft und Schutzinstinkt aus, wie Margaret Wunsch in ihrem Buch „Finnische Hunde und nordischen Jagd“ hervorhebt.
Die ersten Aufzeichnungen über diese Hunde finden sich 1555 in Olaus Magnus‘ Werk „Geschichte der Nordischen Völker“. Über die Jahrhunderte mussten diese Hunde vielfältige Aufgaben erfüllen und entwickelten sich regional unterschiedlich, sowohl im Aussehen als auch im Körperbau. Erst im 20. Jahrhundert wurden aus diesen Varianten eigenständige Rassen: der Lapinkoira (Finnischer Lapphund), der Svensk Lapphund (Schwedischer Lapphund) und der Lapinporokoira (Lappländischer Rentierhund), wobei der Lapinporokoira der seltenste ist.
Der Lapinporokoira in der Gegenwart
Der Zweite Weltkrieg hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die Population dieser Hunde in Lappland. Nach dem Krieg begann die systematische Zucht und Standardisierung der finnischen Rassen. Durch die Einkreuzung verschiedener Rassen und später von Schäferhunden wurde der Lapinporokoira als Hütehund optimiert.
Der Lapinporokoira wurde 1967 von der FCI anerkannt und trägt die Rasse Nummer 284. Der Finnische Kennel Club führt ein offenes Register zur Erweiterung des Genpools, in dem auch unregistrierte Arbeitshunde der Sami eingetragen werden können. Trotz seiner Seltenheit ist der Lapinporokoira ein naher Verwandter des Finnischen Lapphundes, beide mit gemeinsamen Vorfahren aus Lappland. Ursprünglich als Jagd- und Wachhunde gehalten, wandelten sich ihre Aufgaben mit der Zucht und Haltung großer Rentierherden durch die Sami.
Heute, da die Hunde kaum noch für das Hüten und Treiben von Rentieren eingesetzt werden, sind sie beliebte Familienmitglieder und Begleithunde, besonders in Skandinavien. Außerhalb dieser Region ist die Rasse selten, und Liebhaber suchen oft international nach Züchtern.
Wesen & Charakter der Lapinporokoira
Die Lapinporokoira, auch bekannt als Lappländischer Rentierhund, ist eine Rasse, die durch ihr aufgeschlossenes, energiegeladenes und intelligentes Wesen besticht. Diese Hunde sind für ihre Freundlichkeit und ihr starkes Arbeitsbedürfnis bekannt und werden oft als treue und gutmütige Familienmitglieder beschrieben.
Aktivität und Beschäftigung
Der Lappländische Rentierhund ist sehr aktiv und benötigt viel Bewegung sowie geistige Herausforderungen. Diese Rasse ist perfekt für sportliche und erfahrene Hundebesitzer geeignet, da sie aufgrund ihrer hohen Energie und Intelligenz anspruchsvoll in der Haltung sein kann. Sie eignen sich hervorragend für verschiedene Hundesportarten und zeigen auch im Bereich Obedience und als Rettungshunde beeindruckende Leistungen.
Sozialverhalten und Erziehung
Trotz ihres unabhängigen Charakters binden sich diese Hunde stark an ihre Menschen, wenn sie gut erzogen und sozialisiert sind. Sie sind in der Regel freundlich oder neutral gegenüber Fremden und verstehen sich gut mit anderen Hunden. Ihre Erziehung ist vergleichsweise einfacher als bei anderen nordischen Rassen.
Eigenständigkeit und Interaktion
Lapinporokoira sind selbstbewusst und wesensfest. Sie zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, ihr Territorium zu bewachen und Veränderungen anzuzeigen. Diese Rasse ist bekannt für ihre ausgezeichnete Interaktionsfähigkeit mit Menschen, wobei sie Stimmungen ihrer Besitzer leicht erkennen und darauf reagieren können.
Besonderheiten
Im Gegensatz zu einigen anderen Hütehundrassen, die beispielsweise mit Blickkontakt ihre Herden lenken, nutzen Lapinporokoira häufig Bellen, um zu treiben. Dies zeigt sich auch in anderen Aktivitäten. Sie sind ausgezeichnete Hütehunde, die in Lappland auch heute noch als Arbeitshunde eingesetzt werden.
Zusammenfassend ist der Lappländische Rentierhund ein vielseitiger, intelligenter und aktiver Begleiter, der sich in einem engagierten und sportlichen Zuhause am wohlsten fühlt. Mit der richtigen Erziehung und ausreichender Beschäftigung entfaltet sich sein liebenswerter Charakter voll und ganz.
Haltung der Lapinporokoira
Erziehung und Training
Die Erziehung und Haltung des Lappländischen Rentierhundes (Lapinporokoira) erfordert Geduld, eine positive Motivation und ein gutes Verständnis für die Bedürfnisse dieser aktiven und intelligenten Rasse. Aufgrund seiner Energie und Klugheit ist der Lappländische Rentierhund in der Erziehung verhältnismäßig unkompliziert, benötigt aber sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten wie Hundesport oder die Ausbildung zum Rettungshund. Ohne diese Aufgaben neigt er zu Unruhe und unerwünschten Verhaltensweisen. Frühzeitiges Training in Ruhe und Geduld ist ebenso wichtig wie das Erlernen von Grundkommandos. Der Hund muss auch lernen, allein zu bleiben, da er sich eng an seine Familie bindet.
Ernährung
Eine angepasste Ernährung ist für die Gesundheit des Lappländischen Rentierhundes von großer Bedeutung. Er benötigt eine qualitativ hochwertige Nahrung, die reich an Proteinen ist und wenig unnötige Zusätze wie Getreide oder Zucker enthält. Die Futtermenge sollte auf seinen Energiebedarf abgestimmt sein, um Übergewicht zu vermeiden. Zudem ist es wichtig, dass der Hund nach dem Fressen eine Ruhezeit einhält, um das Risiko einer Magendrehung zu verringern. Die Wahl zwischen Nass- und Trockenfutter hängt vom individuellen Hund ab, wobei Kauartikel zur Zahnreinigung bei Nassfutter wichtig sind.
Gesundheit und Pflege
In Bezug auf die Gesundheit zeichnet sich der Lappländische Rentierhund durch seine Robustheit aus. Ein langes und gesundes Leben ist wahrscheinlich, wenn der Hund von einem verantwortungsvollen Züchter stammt. Im Sommer sollte der Hund wegen seiner Herkunft aus kälteren Regionen weniger sportlich beansprucht werden.
Die Pflege des Lappländischen Rentierhundes ist außerhalb des Fellwechsels recht einfach, während des Fellwechsels erfordert sie jedoch mehr Aufwand aufgrund der dichten Unterwolle.
Aktivitäten
Für Aktivitäten und Training eignen sich diverse Hundesportarten, wie Agility, Longieren, Flyball, Trickdogging und DogDancing, sowie die Ausbildung zum Rettungshund. Diese Aktivitäten fördern sowohl die körperliche als auch die geistige Auslastung des Hundes und stärken die Bindung zwischen Hund und Halter.
Insgesamt erfordert der Lappländische Rentierhund einen erfahrenen Halter, der sich seiner Verantwortung bewusst ist und die Bedürfnisse eines aktiven und intelligenten Hütehundes erfüllen kann.
Passt ein Lapinporokoira zu mir?
Die Entscheidung, einen Lapinporokoira in Ihr Leben zu integrieren, sollte gut überlegt sein. Diese Hunde sind nicht nur wunderschön und intelligent, sondern haben auch spezifische Bedürfnisse und Charaktereigenschaften, die zu Ihrem Lebensstil und Ihren Erwartungen passen sollten.
Aktiver Lebensstil
- Für Aktive: Wenn Sie einen aktiven Lebensstil führen und gerne viel Zeit im Freien verbringen, könnte der Lapinporokoira ein idealer Begleiter sein. Diese Rasse liebt Bewegung und Outdoor-Aktivitäten.
- Für Familien: Familien, die viel Zeit für Spaziergänge, Wanderungen oder andere Outdoor-Aktivitäten haben, werden in der Lapinporokoira einen enthusiastischen Partner finden.
Zeit und Engagement
- Zeitinvestition: Die Erziehung und Pflege eines Lapinporokoira erfordert eine signifikante Zeitinvestition. Dies beinhaltet tägliche Übungen, Training und soziale Interaktionen.
- Langfristiges Engagement: Bedenken Sie, dass die Entscheidung für einen Hund eine Verpflichtung für viele Jahre ist. Lapinporokoira können bei guter Pflege 12 bis 15 Jahre alt werden.
Erfahrung mit Hunden
- Erster Hund?: Für Erstbesitzer kann die Rasse eine Herausforderung darstellen, vor allem aufgrund ihres hohen Aktivitätsniveaus und ihres Bedarfs an geistiger Stimulation.
- Erfahrene Besitzer: Besitzer mit Erfahrung in der Hundehaltung, besonders mit Arbeitshunden, finden in der Lapinporokoira möglicherweise einen geeigneten Partner.
Wohnsituation
- Wohnung vs. Haus: Während sie sich an unterschiedliche Wohnsituationen anpassen können, gedeihen Lapinporokoira am besten in einem Umfeld mit viel Platz, idealerweise mit Zugang zu einem Garten oder Hof.
- Städtisches vs. ländliches Leben: Diese Rasse kann sowohl im städtischen als auch im ländlichen Umfeld leben, solange ausreichend Bewegung und Auslauf gewährleistet sind.
Soziale Bedürfnisse
- Familienbindung: Lapinporokoira entwickeln eine starke Bindung zu ihrer Familie. Sie eignen sich nicht für Menschen, die lange Arbeitszeiten haben oder oft verreisen.
- Kinder und andere Haustiere: Sie kommen in der Regel gut mit Kindern und anderen Haustieren aus, vorausgesetzt, sie sind richtig sozialisiert.
Finanzielle und zeitliche Ressourcen
- Kosten: Bedenken Sie auch die finanziellen Verpflichtungen, die mit der Haltung eines Hundes einhergehen, wie Futter, tierärztliche Versorgung, Training, Hundesport und Zubehör.
- Zeit für Pflege: Das dichte Fell des Lapinporokoira erfordert regelmäßige Pflege, einschließlich Bürsten, um Verfilzungen zu vermeiden.
Zusammengefasst, wenn Sie bereit sind, Zeit, Energie und Liebe in die Beziehung zu investieren, könnte ein Lapinporokoira ein wunderbarer Begleiter sein. Diese Rasse ist ideal für aktive Menschen, die die Bereitschaft und die Ressourcen haben, sich um ihre physischen, geistigen und emotionalen Bedürfnisse zu kümmern. Der Lappländische Rentierhund ist sehr vokal – soll heißen, er bellt gerne, viel und laut. Diese Eigenart solltest du auch auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.